Fortsetzung: Das neue Berlin: Annäherung an eine Metropole
Gewissermaßen auf einen Schlag ist die Berliner
Region mit dem Fall der Mauer zum jüngsten Ballungsraum Europas
geworden. Bedingt durch ein nahezu halbes Jahrhundert
deutscher und europäischer Teilung befand sich die
Stadt, die doch in der Mitte des Kontinents liegt, in einer extremen
politischen und geografischen Randlage. Erst die politischen Veränderungen
in Europa haben die alte europäische Mittellage Berlins wieder
hergestellt.
Berlin liegt auf der Ost-West-Achse zwischen Paris
und Warschau-Moskau sowie auf der Nord-Süd-Linie zwischen Stockholm
und Prag-Wien-Budapest. Es ist vom Symbol der europäischen
Teilung zu dem Ort geworden, in dem sich Ost- und Westeuropa begegnen.
Die aufstrebende Wirtschaft in Mittel- und Osteuropa findet in Berlin
ihre Brücke zum westlichen Wirtschaftsraum. Weltweit operierende
Firmen nutzen die vielen in Berlin ansässigen Institutionen
und das hier vorhandene Wissen. Berlins Wissenschafts-, Forschungs-
und Kulturlandschaft stellt eine der unschätzbaren Stärken
der Stadt dar.
Berlin als neuer Sitz von Parlament und Regierung bedeutet nicht nur einen Ortswechsel vom Rhein an die Spree. Die Bundesländer und Regionen erhalten hier ein neues, weltoffenes Forum. Und auch den Spitzenverbänden der Wirtschaft bietet das politische Zentrum die vielfältigen Möglichkeiten einer Stadt mit großer internationaler Präsenz.
Die städtische Verdichtung des Raumes bedeutet keineswegs vereinheitlichte Lebenswelten. Hier leben Deutsche aus allen Regionen und mehr als 430.000 Menschen aus 184 Nationen. Billigere Wohnungsmieten in den östlichen Bezirken und das größere Arbeitsangebot in den Westbezirken führten bald nach der Vereinigung zu einer neuen Mischung der Bevölkerung. Zudem ist die Einwohnerzahl seit 1993 (3,475 Millionen) anhaltend leicht rückläufig (1998: 3,398 Millionen): Günstige Lebensverhältnisse wie preiswerter Grund und Boden im Umland veranlassen viele Berliner zum Fortzug.
Das mit dieser Entwicklung verbundene verringerte Steueraufkommen bereitet den öffentlichen Finanzen des Landes Probleme. Andererseits hat sich der Bevölkerungsrückgang positiv auf den Berliner Wohnungsmarkt ausgewirkt. Noch nie war das Angebot an bezahlbaren Wohnungen so hoch.
Berlin ist auch zu einer Stadt der Pendler geworden. Über 100.000 Brandenburger kommen täglich zur Arbeit nach Berlin, und mit steigender Tendenz fahren etwa 50.000 Berliner jeden Tag in die entgegengesetzte Richtung. |